Freitag, 21. März 2014

Nähkurs mit Hindernissen Teil II

Hallo meine Lieben,

hier kommt wie versprochen der zweite Teil meines Nähkurses :-)
Es war also Sonntagmorgen; die Sonne schien und ich war guter Dinge…. Zumindest so lange, bis ich den Kursraum betrat und ich mein widerspenstiges Mieder sah. Schlagartig war meine Unbeschwertheit weg. Trotzdem wollte ich mein Bestes geben und machte mich also an die Arbeit. Wieder das Rückenteil auftrennen. Mittlerweile hatte sich die Flieseline vom Kleber verabschiedet und ich musste also noch mal aufbügeln. „Pfuuuu!!!“ machte es, als ich das Bügeleisen auf den Stoff gleiten lies. Eines meiner Rückenteile war verschmort und glich nun nur noch einem undefinierbarem und zusammengezogenem etwas. Ich glaube DAS war der Augenblick, in dem ich auch lachend in die Kreissäge gesprungen wäre :-(

Was für ein Glück, dass ich noch etwas Stoff übrig hatte. Somit konnte ich also noch einmal ein neues Teil mir ausschneiden und dann mit neuer Flieseline versehen. Alles hab ich wieder fein säuberlich angeheftet und ganz vorsichtig zusammen genäht. Tja, was soll ich sagen. Zu unser aller „Überraschung“ zog der Stoff wieder Falten und die bis dahin haltenden Einlagen lösten sich nun auch vom Stoff. Von meinen Kursteilnehmerinnen bekam ich nun immer mehr mitleidserfüllte Blicke zu geworfen. Es reichte mir jetzt!!!! Es war nun schon wieder halb 1 am Mittag. In 4 1/2 würde der Kurs zu Ende sein und das einzige Teil was grob fertig war, war das Futter. Vor mir lagen irgendwelche Stofffetzen und die Erkenntnis, dass eine sogenannte Fachverkäuferin in einem Stoffladen in Freising (Namen wollen wir ja nicht nennen) mir  – statt wie gewünscht 25cm Miederhaken am Stück – gerade mal 18cm verkaufte hatte. Dazu auch noch Flieseline mit der Aussage „Es gibt keine Gewebeeinlage. Damit kann nur die Flieseline gemeint sein.“ Welch fataler Irrtum…. Und somit stellte sich die mir alles entscheidende Frage: „Wo bekomme ich halb 1 an einem Sonntag in Deutschland Gewebeeinlage her?“ Als ich nun diesen Haufen so vor mir liegen sah, füllten sich mir unweigerlichen die Augen mit Tränen. Einerseits vor Frustration aber überwiegend wohl aus Wut. Ich war auf 180. Wenn in diesem Augenblick die Fachverkäuferin vor mir gestanden hätte…. Ich hätte sie wohl unangespitzt in den Boden gerammt und bei Gericht auf Notwehr plädiert. Ich musst raus… Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt vor den anderen das Heulen anfangen. Also erst mal raus an die frische Luft…

Als ich mich wieder einiger Maßen beruhigt hatte und ich wieder zurück kehrte, traute ich kaum meinen Augen. Eine ganz liebe, etwas ältere Kursteilnehmerin hatte ihr (fast) fertiges Dirndl zu Seite gelegt und macht sich jetzt nun am meinen Haufen zu schaffen. Energisch riss sie die Flieseline (verflucht sollst du sein!!!) von meinem schon ziemlich gebeutelten Stoff. Eine weitere Teilnehmerin hatte ihre restliche nicht mehr gebrauchte und vor allem weiße Gewebeeinlage gespendet . (So kam ich an einem Sonntag – nun um 1 – in Deutschland doch noch an eine Gewebeeinlage). Kaum war also der Stoff Einlagenfrei, bügelte mir die gute Seele die Spende auf und half mir beim erneuten anfertigen der einzelnen Miederteile. Ich hätte sie küssen können…. Ich war ihr sooo dankbar. Nicht nur, weil sie mir geholfen hatte, alles neu zu zuschneiden, sondern auch, dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Bildfläche erschien. Hätte sie in diesem Moment nicht geholfen; ich hätte diesen gesamten Haufen genommen, ihn in den nächsten Mülleimer geworfen und wäre nach Hause gefahren… So aber fasst ich sofort wieder neuen Mut, nähte wie um mein Leben und holte ein gutes Stück an verpatzter Zeit auf.

Am Ende des Kurses hatte ich zumindest schon ein als Mieder erkennbares Oberteil. Nun muss ich also noch mal zu einem neuen Kurs, damit ich dieses Kleid irgendwann auch einmal fertig bekomme. Sollte es in diesem Leben noch einmal etwas werden, werde ich euch natürlich berichten :-)

Also was lernen wir aus dieser Geschichte?

1.       Lass dir keinen Quatsch von Fachverkäufern einreden, wenn du es eigentlich besser weißt

2.       Es gibt noch gute Menschen

3.       Und das aller wichtigste: Um ein Dirndlmieder zu nähen, brauchst du eine GEWEBEEINLAGE!!!!

In diesem Sinne

Liebe Grüße an euch da draußen
Eure Peggy