hier kommt wie versprochen der zweite Teil meines Nähkurses :-)
Es war also Sonntagmorgen; die Sonne schien und ich war guter Dinge…. Zumindest so lange, bis ich den Kursraum betrat und ich mein widerspenstiges Mieder sah. Schlagartig war meine Unbeschwertheit weg. Trotzdem wollte ich mein Bestes geben und machte mich also an die Arbeit. Wieder das Rückenteil auftrennen. Mittlerweile hatte sich die Flieseline vom Kleber verabschiedet und ich musste also noch mal aufbügeln. „Pfuuuu!!!“ machte es, als ich das Bügeleisen auf den Stoff gleiten lies. Eines meiner Rückenteile war verschmort und glich nun nur noch einem undefinierbarem und zusammengezogenem etwas. Ich glaube DAS war der Augenblick, in dem ich auch lachend in die Kreissäge gesprungen wäre :-(
Was für ein Glück, dass ich noch etwas Stoff übrig hatte. Somit
konnte ich also noch einmal ein neues Teil mir ausschneiden und dann mit neuer
Flieseline versehen. Alles hab ich wieder fein säuberlich angeheftet und ganz
vorsichtig zusammen genäht. Tja, was soll ich sagen. Zu unser aller „Überraschung“
zog der Stoff wieder Falten und die bis dahin haltenden Einlagen lösten sich
nun auch vom Stoff. Von meinen Kursteilnehmerinnen bekam ich nun immer mehr
mitleidserfüllte Blicke zu geworfen. Es reichte mir jetzt!!!! Es war nun schon
wieder halb 1 am Mittag. In 4 1/2 würde der Kurs zu Ende sein und das einzige
Teil was grob fertig war, war das Futter. Vor mir lagen irgendwelche
Stofffetzen und die Erkenntnis, dass eine sogenannte Fachverkäuferin in einem
Stoffladen in Freising (Namen wollen wir ja nicht nennen) mir – statt wie gewünscht 25cm Miederhaken am Stück
– gerade mal 18cm verkaufte hatte. Dazu auch noch Flieseline mit der Aussage „Es
gibt keine Gewebeeinlage. Damit kann nur die Flieseline gemeint sein.“ Welch
fataler Irrtum…. Und somit stellte sich die mir alles entscheidende Frage: „Wo
bekomme ich halb 1 an einem Sonntag in Deutschland Gewebeeinlage her?“ Als ich
nun diesen Haufen so vor mir liegen sah, füllten sich mir unweigerlichen die
Augen mit Tränen. Einerseits vor Frustration aber überwiegend wohl aus Wut. Ich
war auf 180. Wenn in diesem Augenblick die Fachverkäuferin vor mir gestanden
hätte…. Ich hätte sie wohl unangespitzt in den Boden gerammt und bei Gericht
auf Notwehr plädiert. Ich musst raus… Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt vor
den anderen das Heulen anfangen. Also erst mal raus an die frische Luft…
Als ich mich wieder einiger Maßen beruhigt hatte und ich
wieder zurück kehrte, traute ich kaum meinen Augen. Eine ganz liebe, etwas
ältere Kursteilnehmerin hatte ihr (fast) fertiges Dirndl zu Seite gelegt und
macht sich jetzt nun am meinen Haufen zu schaffen. Energisch riss sie die
Flieseline (verflucht sollst du sein!!!) von meinem schon ziemlich gebeutelten Stoff.
Eine weitere Teilnehmerin hatte ihre restliche nicht mehr gebrauchte und vor allem
weiße Gewebeeinlage gespendet . (So kam ich an einem Sonntag – nun um 1 – in Deutschland
doch noch an eine Gewebeeinlage). Kaum war also der Stoff Einlagenfrei, bügelte
mir die gute Seele die Spende auf und half mir beim erneuten anfertigen der
einzelnen Miederteile. Ich hätte sie küssen können…. Ich war ihr sooo dankbar.
Nicht nur, weil sie mir geholfen hatte, alles neu zu zuschneiden, sondern auch,
dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Bildfläche erschien. Hätte sie
in diesem Moment nicht geholfen; ich hätte diesen gesamten Haufen genommen, ihn
in den nächsten Mülleimer geworfen und wäre nach Hause gefahren… So aber fasst
ich sofort wieder neuen Mut, nähte wie um mein Leben und holte ein gutes Stück
an verpatzter Zeit auf.
Am Ende des Kurses hatte ich zumindest schon ein als Mieder erkennbares Oberteil. Nun muss ich also noch mal zu einem neuen Kurs, damit ich dieses Kleid irgendwann auch einmal fertig bekomme. Sollte es in diesem Leben noch einmal etwas werden, werde ich euch natürlich berichten :-)
Am Ende des Kurses hatte ich zumindest schon ein als Mieder erkennbares Oberteil. Nun muss ich also noch mal zu einem neuen Kurs, damit ich dieses Kleid irgendwann auch einmal fertig bekomme. Sollte es in diesem Leben noch einmal etwas werden, werde ich euch natürlich berichten :-)
Also was lernen wir aus dieser Geschichte?
1.
Lass dir keinen Quatsch von Fachverkäufern
einreden, wenn du es eigentlich besser weißt
2.
Es gibt noch gute Menschen
3.
Und das aller wichtigste: Um ein Dirndlmieder zu
nähen, brauchst du eine GEWEBEEINLAGE!!!!
In diesem Sinne
Liebe Grüße an euch da draußen
Eure Peggy